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ATHEN - Museum für kykladische Kunst

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2020-07-24 2020-07-24 24.07.2020

Das Museum ist seit 1986 in einem von Ioannis Vikelas errichteten Privathaus untergebracht. 1991 ist dem Museum eines der schönsten neoklassizistischen Häuser der Athener Innenstadt an der Kreuzung der Straßen Vasilisis Sophias und Irodotou zur Verfügung gestellt worden, das von Ernst Ziller errichtet worden ist und mit dem Hauptgebäude durch einen verglasten Gang verbunden ist.
Auf einer Fläche von 2.000 qm sind die Objekte nach modernsten museumspädagogischen Gesichtspunkten ausgestellt. Den Besucher erwartet eine faszinierende Reise durch die prähistorische und antike griechische Vergangenheit.
Im Erdgeschoss gibt es einen Museumsladen mit Nachbildungen von Ausstellungsstücken sowie zahlreichen Kunstbüchern und Publikationen des Museums. Im jetzt überdachten Innenhof ist um einen Springbrunnen ein Café eingerichtet, in dem man sich mit Säften, Süßspeisen, Salaten und leichten Gerichten erfrischen kann.
Man kann die Besichtigung im ersten Stockwerk beginnen, in dem das Herz des Museums, die Sammlung der Kykladen-Idole, ausgestellt ist. Wir schlagen dagegen vor, mit dem Aufzug ins vierte Stockwerk zu fahren, die übrige Sammlung zu betrachten und die Kykladen-Sammlung zum Schluss zu besuchen.
Im vierten Geschoss sieht man die Sammlung Karolos Politis, die als eine der schönsten Privatsammlungen Griechenlands gilt und die im zweiten Geschoss ausgestellten antiken griechischen Kunstwerke ergänzt.
Die Sammlung besteht aus rund 120 Objekten, die aus 20 Jahrhunderten der griechischen Geschichte von der mykenischen Zeit des 14. Jhs. v. Chr. bis zur frühchristlichen Zeit des 6. Jhs. n. Chr. stammen.
Innerhalb dieser Sammlung nehmen die korinthischen Bronzehelme aus dem 8. Jh. v. Chr. eine Sonderstellung ein, die wahrscheinlich aus dem Zeus-Heiligtum von Olympia stammen, ferner die Statuette eines Kithara-Spielers aus zyprischem Porosstein, die eindrucksvolle schwarzfigurige Hydria aus dem 6. Jh. v. Chr. in der Mitte des Saals, die Tongefäße aus geometrischer Zeit (800-700 v. Chr.) und die entzückenden kleinen Tanagräerinnen.
Der dritte Stock ist für Wechselausstellungen reserviert; hier finden außerdem zwischen Oktober und März Vorträge, Tagungen und Seminare zu kulturellen Themen statt. Außerdem werden hier die Neuerwerbungen präsentiert.
Anhand der umfangreichen, im zweiten Geschoss ausgestellten Sammlung antiker griechischer Kunst kann man sich mit Hilfe der Texterläuterungen über das tägliche Leben der antiken Griechen, ihre Religion und ihre Bestattungssitten informieren.
Zu den etwa 350 Ausstellungsstücken, die aus der mykenischen Zeit des 15. Jhs. v. Chr. bis zur spätrömischen Zeit des 4. Jhs. n. Chr. stammen, zählen kleine Glasgefäße für Parfüms und ätherische Öle, Goldscheiben aus dem 9. Jh. v. Chr. von der Insel Skyros, zwei seltene Bronzehydrien und große schwarzfigurige Amphoren aus Attika.
Im ersten Geschoss wird eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen der Kykladen-Kunst präsentiert. Die rund 350 Exponate vertreten alle Phasen der Entwicklung auf den um Delos gelegenen Kykladen-Inseln zwischen 3200 und 2000 v. Chr. Man sieht die berühmten, sehr stark abstrahierten Violin-Idole aus dem frühen 3. Jahrtausend v. Chr. Die Kykladen-Idole, die mehrheitlich aus Gräbern stammen, stehen mit dem Kult in Zusammenhang, sind aber hinsichtlich ihrer genauen Bedeutung noch nicht endgültig erforscht. Es handelt sich um zumeist weibliche Statuetten aus weißem Marmor; die Arme sind – vielleicht in Gebetshaltung – vor den Körper genommen und die Knie leicht gebeugt. Auf dem zylindrischen Hals sitzt ein ovaler oder dreieckiger Kopf. Es handelt sich offenbar um Votivgaben an eine weibliche Fruchtbarkeitsgöttin, wohl die Muttergottheit, weshalb die weiblichen Geschlechtsmerkmale besonders betont sind (Brüste, schwanger oder nach der Geburt im Wochenbett gedachter, gewölbter Bauch). In begrenzter Zahl kommen auch männliche Statuetten vor, wie z. B. die seltene Statuette eines Jägers oder Kriegers und das berühmte Arsenikoudi, die kopflose Statuette eines nackten Mannes. Bekannt ist auch die Sitzstatuette eines Mannes mit einem Becher in der Hand, der einen Toast auszubringen scheint. Unter den gewöhnlich kleinformatigen Statuetten bildet die eindrucksvolle weibliche Statuette aus weißem Marmor mit einer Höhe von 1,40 m eine Ausnahme.
Andere charakteristische Fundstücke von den Kykladen sind die kleinen runden Paletten aus Marmor oder Ton, auf denen Farben verrieben wurden, die Kegelhalsgefäße mit seitlichen Löchern zum Aufhängen und die rätselhaften tönernen Kykladenpfannen die im Kult oder im Alltagsleben verwendet worden sind; möglicherweise haben sie auch, mit Wasser gefüllt, als Spiegel gedient.
Im selben Saal ist auch der sog. „Schatz von Keros“ ausgestellt, der aus Kannen, Marmorschalen, Obsidian- und Beinwerkzeugen sowie hunderten von Bruchstücken von Marmorstatuetten besteht und auf der heute nicht bewohnten Insel Keros gefunden worden ist; die Statuetten scheinen während einer unbekannten Kulthandlung zerstört worden zu sein.
Im Kellergeschoss finden gut organisierte pädagogische Programme statt, zu denen Vorführungen, Museumsrundgänge und Kurse für Kinder bis etwa zehn Jahren zählen, die ihren schöpferischen Ausdruck fördern sollen. Für die Vorbereitung eines Besuchs oder für den Schulunterricht außerhalb Athens können die Lehrer Materialien entleihen die Nachbildungen von Objekten, Informationsmaterial und Videofilme umfassen.
Im Megaron Stathatou ist die Antikensammlung der Athener Akademie ausgestellt, die großenteils aus kleineren Objekten, wie Vasen, Tonlampen und Gläsern besteht; hier sieht man auch die Pläne Zillers für das schöne neoklassizistische Gebäude. Im Megaron werden außerdem langfristige Wechselausstellungen präsentiert.
Die Stadt unter der Stadt
Im Megaron Stathatou waren von Ende Februar 2000 bis Ende 2001 die 500 bedeutendsten der insgesamt rund 30.000 Fundstücke aus der Zeit zwischen dem 17. Jh. v. Chr. und dem 8. Jh. n. Chr. ausgestellt, die bei den Ausgrabungen anlässlich des U-Bahn-Baus gefunden worden sind.
Die Auswahl der Objekte, die das gesamte Spektrum des Lebens der antiken Athener einschließen (privates und öffentliches Leben, Religion und Bestattungssitten), ist mit Blick auf die Qualität, das Material, die Zeitstellung und die Repräsentativität für die jeweilige Fundstelle erfolgt.
Die hier gezeigten Funde haben zusammen mit zahlreichen weiteren ihren endgültigen Platz im neuen Museum der Stadt Athen gefunden, welches bei der Akademie Platanos errichtet worden ist.
Im Vorraum des Gebäudes an der Neophytou-Douka-Straße ist eines der bedeutendsten Fundstücke ausgestellt. Es handelt sich um die Grabstele für die athenischen Reiter, die in der Schlacht bei Spartalos auf der Chalkidiki (429/8 v. Chr.), in der Schlacht bei Tanagra (426 v. Chr.) und in einer Schlacht bei Megara (409/8 v. Chr.) gefallen sind. Um diese Stele herum sind Scherben aus Gräbern ausgestellt, die die Asche von während des Peloponnesischen Kriegs Gefallenen enthielten.
Im ersten Raum des ersten Obergeschosses des Megaron Stathatou sieht man Funde zum öffentlichen und privaten Leben der antiken Athener, darunter Überreste von Opferbränden (Vitr. 6-7), ein Spielzeugpferdchen aus dem 4. Jh. v. Chr. (Vitr. 10), eine Rassel aus dem 3.-4. Jh. n. Chr. (Vitr. 11), häusliche Steinwerkzeuge (Vitr. 14), Inschriften (Vitr. 17), ein Fragment vom Geison der Eumenes-Stoa und Mosaiken.
Im kleinen Saal 1a sieht man Funde, die mit dem Werkstattleben im antiken Athen zu tun haben: Matrizen und Tiegel aus einer Gießgrube, den Teil eines Rosts eines Töpferofens und vier kleine Gefäße aus dem 4. Jh. v. Chr.
In Saal 2 sind folgende Fundstücke ausgestellt: Schmuckstücke (Vitr. 19), Münzen (Vitr. 20), ein Goldring mit einem Stein auf dem eine Mänade dargestellt ist (1. Jh. n. Chr.) und ein Goldsolidus des Kaisers Justinian (7. Jh. n. Chr.).
Der dritte, vierte und fünfte Saal sind den Begräbnissitten gewidmet. Besonderen Eindruck erweckt das aus römischer Zeit stammende Grab eines Hundes in Saal 3, das als Ganzes geborgen worden ist. Neben den Knochen des Tiers sieht man zwei Glasgefäße und das Halsband des Hundes, die ihm als Grabbeigaben mitgegeben worden sind.
In den folgenden beiden Sälen 4 und 5 sieht man Funde aus dem größten Friedhof des antiken Athens im Kerameikos, darunter eine Kinderbestattung aus dem 7. Jh. v. Chr. in einem großen Gefäß mit den Beigaben (Vitr. 33), eine schwarzfigurige Lekythos mit erotischen Szenen (Vitr. 35), einen Aryballos mit einer Palästraszene (Vitr. 36), ein bronzenes Aschengefäß (Vitr. 40) und eine weißgrundige Lekythos, das für das klassische Athen charakteristische Grabgefäß, in dem dem Verstorbenen aromatisiertes Öl für die Reise ins Jenseits mitgegeben wurde.
In Vitrine 44 in Saal 5 sind Funde aus einem Massengrab im Kerameikos ausgestellt, in dem wahrscheinlich Ofer der Pest bestattet worden sind, die während des Peloponnesischen Kriegs in der Stadt gewütet hat.
Unter den übrigen Funden, die in Anschüttungen oder sekundär verbaut gefunden worden sind und deren ursprünglicher Platz unbekannt ist, sind der Kopf einer männlichen Bronzestatuette (um 480 v. Chr.) und die kopflose Apollon-Statuette besonders hervorzuheben.
Seit September 2000 werden im Museum auch pädagogische Programme durchgeführt.

Museum für kykladische Kunst und griechische Kunst
Stiftung Nikolaos P. Goulandris
Neofitou Douka Straße 4, Kolonaki, 10674 Athen

Copyright: Museen Griechenlands
Erevnites Edition
GR.OK.F.B.
M. Str.

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